Die arabische Revolution bekommt ein Gesicht - Rezension von Karim El-Gawharys "Tagebuch der arabischen Revolution"

Karim El-Gawhary ist für zahlreiche Österreicher das Gesicht der ara- bischen Revolution geworden. Nicht ein Tag verging, an dem man Berichte des in Kairo lebenden Nahost Korrespon- denten in neuen wie alten Medien finden konnte. Seit mehr als 20 Jahren ist er der Ansprechpartner deutsch- sprachiger Medien für den turbulenten Nahen Osten und wird dabei nicht nur vom Publikum geschätzt.
Inhalt
Es liegt nun ein Tagebuch der arabischen Revolution vor, das die Ereignisse der medial wohl am besten abgedeckten Revolution der Menschheit in klaren Zügen abbildet. Vom Auslöser des arabischen Frühlings in Tunesien, über den Freiheitskampf der Facebook Jugend am Tahrir Platz bis hin zum grausamen Machthaber Gadaffi und seinem verzweifelten Kampf ums Überleben, die Aufstände im Jemen, Bahrain und im Nordkorea Europas: Syrien.
Dabei handelt es sich nicht um eine Aneinanderreihung der vergangenen Monate sondern um einen persönlichen Bericht, der dem Buch seinen Charm verleiht: das neue Bewusstsein der Frau wird berührend thematisiert und das Ende des politischen Monopols verkündet, etc.
Gegen Ende wagt El-Gawhary einen Blick in die arabische Kristallkugel (wohin entwickelt sich Ägypten & Co) und arbeitet damit die Interdependenzen der arabischen Staaten heraus.
Authentizität
Nachrichten aus den Krisenstaaten konnte man zwar über Twitter & co finden, allerdings war es El-Gawhary mit seinen Berichten, die Licht in den doch so fernen Nahen Osten brachten. Der Inhalt seiner Berichte kommt aus der Krisenregion selbst und wird dabei mit Anekdoten angereichert, die dem Buch einen gewissen arabischen Touch geben.

Relevanz
Das Tagebuch der arabischen Revolution ist aus zwei Gründen äußerst interessant: 
1. der Autor wählte fast ausschließlich eigenen Content aus Social Media (Facebook Status Meldungen, Tweets, Blog- postings), angereichert und vertieft mit eigenen Interviews und Zeitungsartikeln, die durch einzelne Kommentare in den richtigen Kontext gestellt werden.
2. die arabische Revolution in seiner Komplexität zu verstehen ist schier unmöglich - zumindest für den einfachen Leser. El-Gawhary ermöglicht allerdings einen tiefen Einblick nicht durch eine Fülle an Lesestoff, sondern eine treffende Auswahl der relevanten Ereignisse. 
In Kombination erzeugen diese 2 Faktoren eine Spannung, ein Realitätsgefühl, das den Leser mitreißt und mit handverlesenen Anekdoten mitten ins Herz trifft: die arabische Revolution bekommt ein Gesicht, einen Namen und wird damit erlebbar gemacht.

In den aktuellen Entwicklungen rund um Gadaffi und die EU-Sanktion gegen Syrien nimmt dieses Tagebuch der arabischen Revolution den Leser auf eine persönliche Reise, auf der er die menschliche Seite der Revolution kennenlernt, die komplexe Situation im Nahen Osten zu erahnen vermag und schließlich den nächsten Teil des Tagebuches herbeiwünscht. 

Karim El-Gawhary stellte einen Ausschnitt seines Buches zum Gratis Download bereit und gewährt mit einem netten Video erste Einblicke. Das Buch ist um € 22,- bei amazonMorawa und Thalia zu kaufen.

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