Wutbürger in Rumänien - Es gibt keine Alternative

Rumänien reiht sich nun auch in die Nation der Wutbürger ein. Seit 12. Jänner protestiert man in Bukarest, wo vor 22 Jahren die Befreiung vom Kommunismus stattgefunden hat. Die Unruhen wurden mit der Abschaffung des SMURD - der rumänische Notarztdienst - ausgelöst. Die Solidarität der Massen mit dem palästinesischen Gründer der SMURD - Raed Arafat - hat dazu geführt, dass der Präsident Traian Basescu seine Entscheidung widerrufen hat, was die Menge nicht zufrieden gestellt hat.
2009 hat Rumänien einen 20 Milliarden Kredit beim Weltwährungsfond aufgenommen, was inzwischen zu radikalen Sparmassnahmen geführt hat: Einsparung von Arbeitsplätzen, Kürzung der Gehälter im öffentlichen Sektor um rund 25% und die Erhöhung der Mehrwertsteuer von 19% auf 24% führen zum Widerstand des Volkes, das zu viel leisten muss und zu wenig dafür bekommt.

Zu wenige Demonstranten
Seit einer Woche gehen die Menschen in Bukarest auf die Straße, mit Unterstützung der wichtigsten Städte und der Auslandrumänen: Wien, London, Paris, Strasbourg, Oslo usw. Laut offiziellen Angaben der Polizei war am 19. Jänner der Höhepunkt der Proteste mit 7.000 Demonstranten im Zentrum von Bukarest. Am Wochenende haben die Proteste abgenommen, es sind nur ein paar Hunderte auf der Straße geblieben. 
Im online Bereich gibt es eine sehr aktive Facebook-Seite mit ca. 30.000 Fans und mehrere Hashtags zu den Protesten in Bukarest. Leider sind es keine beeindruckende Zahlen: weder für die Regierung, noch für internationale Medien und die Demonstranten! Die Aussagen des Präsidenten zeigen, dass die Proteste nicht ernstgenommen werden: er sieht sie als Folge der Sparmaßnahmen und warnt, dass Gewalt die Probleme Rumäniens nicht lösen kann.

Manipulierte Medien
Es gibt zwei Arten von Demonstranten: die Politischen, die gegen die aktuelle Regierung protestieren; sie möchten natürlich, dass die eigenen Anführer an die Macht kommen. Auf der anderen Seite sind die apolitischen Demonstranten, die der politischen Klasse zeigen möchten, dass das Volk Macht haben kann. Daher konkretisiert sich aus einer prinzipiell studentischen Perspektive der idealistische Wunsch, dass die Politiker die Massen wahrnehmen und nicht nur für das eigene Wohlergehen agieren. 
Die Mischung aus unklaren Forderungen und der politisierten Bewegung haben dazu geführt, dass  Traian Basescu bis dato keine ernstzunehmende Stellungnahme abgegeben hat.
Die Medien spielen dabei eine entscheidende Rolle: Die klassischen Medien geben die Realität nur unscharf wieder, indem sie nur Interviews mit inkompetenten Personen senden. Facebook ist zwar das populäre Netzwerk der jungen Leute, aber der Großteil der Bevölkerung wird weiterhin durch klassische, manipulierbare Medien informiert. Eines der besten Beispiele dafür ist die Inszenierung:  Demonstranten haben in den ersten Tagen sehr ruhig protestiert. Deswegen wurden bezahlte Hooligans in die Piata Universitatii geschickt, um Unruhe bei den friedlichen Studenten zu stiften, damit die Polizei eingreifen kann. In Folge wurde ausschließlich über Gewaltexzesse berichtet, die dem Image Rumäniens schaden.

Keine Alternative
Für die Demonstranten stellt sich die Lage sehr entmutigend dar: wenige Demonstranten, unklare Forderungen, manipulierte Medien und keine ernstzunehmende Alternative. Auf der anderen Seite 22 Jahre erlittenes Unrecht, getrennte Familien (aufgrund der Auswanderung zahlreicher Rumänen) und der Wunsch, ein ruhiges Leben in Rumänien führen zu können.


Guest-Editorial-Disclaimer: Dieser Blogbeitrag wurde von Larisa Stanescu verfasst, die aus Rumänien stammt, für TEDxVienna bloggt und in Wien Publizistik studiert.

Kommentare

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts